Discussion:
ICE: Außerkraftsetzen der Schiebetüren
(zu alt für eine Antwort)
Henning Schaefer
2006-01-23 14:04:17 UTC
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Hallo zusammen!

So, hier eine kleine Schilderung eines "netten" Erlebnisses, das ich
heute im ICE 14 FRA-BRUX mit einem (offenbar belgischen) Zugbegleiter
hatte. Ist zwar auch ein bißchen "technisch", aber mir gehts hier
eigentlich eher um den "Service", der mir widerfahren ist.

Jeder, der öfters mal im ICE unterwegs ist, kennt ja sicherlich diese
Glasschiebetüren, die per Bewegungsmelder automatisch öffnen und
schließen. Und die meisten werden auch die kleinen roten Knöpfe neben
den Bewegungsmeldern kennen, mit denen man den Schließvorgang
unterdrücken kann (sehr hilfreich bei aufgrund von zu empfindlich
eingestellten Bewegungsmeldern ständig öffnender Türen während der
Fahrt). Nun, die Situation stellte sich wie folgt dar: Ich stand im
Bereich der Lounge, während einige Fahrgäste in der Lounge noch mit
ihrem Gepäck kramten und ich mich daher nicht hinsetzen konnte. Als
dann eine mitreisende Dame ihr Gepäck unterhalb der Garderobe
verstauen wollte, mußte ich zwei Schritte zurücktreten und stand dann
zwischen der (noch) geöffneten Tür. Um ein Einklemmen zu vermeiden,
betätigte ich besagten roten Knopf. Um so überraschter war ich, als
ich kurz später eines der Türblätter an den Kopf bekam, als die Tür
schließen wollte. Offenbar hatte der eingangs beschriebene Schaffner
unmittelbar danach die Blockierung der Tür wieder aufgehoben.

Bei der folgenden Fahrkartenkontrolle belehrte mich der Schaffner dann,
daß ich "den roten Knopf nicht betätigen dürfe". Auf meinen Hinweis,
daß ich wisse, wozu der Knopf gut sei und ich vermeiden wollte, von
der Tür eingeklemmt zu werden (die Hinderniserkennung arbeitet leider
sehr verzögert) meinte er "Ja, aber das ist so störungsanfällig" und
drohte mir bei wiederholter Betätigung eine Geldbuße an. Ich habe ihm
dann vorgeschlagen, doch ein Schild anzubringen oder die Knöpfe ganz
abzumontieren, wenn die ohnehin nicht nutzbar seien, wozu er aber
keinen Kommentar mehr abgab, auch die Anmerkung, doch einfach weniger
störungsanfällige Türen einzubauen hab ich mir dann doch verkniffen.
Leider fiel mir erst später das Argument ein, daß er (oder zumindest
sein Arbeitgeber) derjenige sei, der eine Geldbuße zu entrichten habe,
falls ich mich an der Tür durch Einklemmen verletze.

Naja, ich fand es jedenfalls sehr kurios, daß er einem Fahrgast die
Betätigung einer doch recht häufig genutzen und eigentlich recht
sinnvollen Funktion (die meiner Beobachtung nach wirklich oft sowohl
von Zugbegleitern als auch von Fahrgästen genutzt wird und z.B. im
Thalys sogar dringend notwendig ist, weil da die Türen nicht über
eine Hinderniserkennung verfügen). Aber meine Genugtuung konnte ich
mir dann doch nicht verkneifen, als er später auf den Lokführer
einredete und dadurch kurz vor Aachen eine Zwangsbremsung provozierte
:)

So, für heute genug gelabert,

Gruß Henning
Maik Zumstrull
2006-01-23 14:45:39 UTC
Permalink
Post by Henning Schaefer
Jeder, der öfters mal im ICE unterwegs ist, kennt ja sicherlich diese
Glasschiebetüren, die per Bewegungsmelder automatisch öffnen und
schließen. Und die meisten werden auch die kleinen roten Knöpfe neben
den Bewegungsmeldern kennen, mit denen man den Schließvorgang
unterdrücken kann (sehr hilfreich bei aufgrund von zu empfindlich
eingestellten Bewegungsmeldern ständig öffnender Türen während der
Fahrt).
Sehr lästig, wenn die Leute genau die Tür zwischen Raucher- und
Nichtraucherbereich solchermaßen außer Kraft setzen.
Post by Henning Schaefer
Nun, die Situation stellte sich wie folgt dar: Ich [habe den roten
Knopf gedrückt.]
Bei der folgenden Fahrkartenkontrolle belehrte mich der Schaffner
dann, daß ich "den roten Knopf nicht betätigen dürfe".
Er ist nicht für Fahrgäste vorgesehen. Ob daraus ein Verbot
folgt...dafür müsste er schon eine "Notrufeinrichtung" sein, was die
Entriegelung der Außentüren rechtlich ist. Bei den Innentüren würde ich
das eher anzweifeln.
Post by Henning Schaefer
Auf meinen Hinweis, daß ich wisse, wozu der Knopf gut sei und ich
vermeiden wollte, von der Tür eingeklemmt zu werden (die
Hinderniserkennung arbeitet leider sehr verzögert) meinte er "Ja,
aber das ist so störungsanfällig"
Womit er Recht hat, die Türen reagieren nach ein paar Mal Rumgedrücke
tatsächlich gerne gar nicht mehr. Um das Gegenargument vorwegzunehmen:
Nein, den Fahrgästen sind Designfehler des Herstellers nicht
vorzuwerfen. Dass hat mit der Sache allerdings auch wenig zu tun.
Post by Henning Schaefer
und drohte mir bei wiederholter Betätigung eine Geldbuße an.
Siehe oben -- wenn es eine Notrufeinrichtung ist...
Die Geldbuße darf aber natürlich nicht er verteilen, er könnte höchstens
eine tatsächliche Amtsperson bitten, das zu tun.
Post by Henning Schaefer
Ich habe ihm dann vorgeschlagen, doch ein Schild anzubringen oder die
Knöpfe ganz abzumontieren, wenn die ohnehin nicht nutzbar seien,
*grummel*
Wieso ist immer erst ein Schild nötig, am besten kombiniert mit einem
unter Starkstrom gesetzten großen Vorhängeschloss, damit die Leute
Sachen in Ruhe lassen?

Wenn ich einen großen, roten Knopf ohne Beschriftung sehe, ist mein
Impuls "Finger weg". Wieso bin ich damit in der Minderheit?
Post by Henning Schaefer
Naja, ich fand es jedenfalls sehr kurios, daß er einem Fahrgast die
Betätigung einer doch recht häufig genutzen und eigentlich recht
sinnvollen Funktion (die meiner Beobachtung nach wirklich oft sowohl
von Zugbegleitern als auch von Fahrgästen genutzt wird und z.B. im
Thalys sogar dringend notwendig ist, weil da die Türen nicht über
eine Hinderniserkennung verfügen) [untersagt].
Selbst wenn die Funktion für diese Benutzung gedacht wäre, würde daraus
noch lange nicht folgen, dass man die Fahrgäste da selbst dran
rumdrücken ließe.

Zur fehlenden Hinderniserkennung...die könnte man funktional auch durch
eine Türerkennung bei den Fahrgästen ersätzen, will sagen: Wieso muss
ich ausgerechnet den Platz _zwischen zwei Automatiktüren_ für meine
Stehparty oder als Gepäckablage nutzen? Dass die vielleicht irgendwann
den Wunsch haben werden, zuzugehen, sollte niemanden überraschen.
Henning Schaefer
2006-01-23 15:02:03 UTC
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Naja, es geht dabei ja in erster Linie um den Aussteigevorgang: Beim
Thalys z.B. ist im Einstiegsbereich so wenig Platz (und die Türen
schließen sich sehr schnell), daß sich hier kaum jemand dem
kurzzeitigen Stehen im Schließbereich der Tür entziehen kann, wenn es
Stockungen beim Aussteigen gibt - und die gibt es ja eigentlich immer.
Und mit der Umsicht der Fahrgäste ist sowieso nicht zu rechnen,
betrachtet man z.B. allein die vielen Leute, die sich beim Versuch, die
Lounge zu betreten, fast den Kopf an der nicht automatisch öffnenden
Tür einrennen (aber das ist ein anderes Thema).

Außerdem gehe ich mal davon aus, daß die Türen eher durch das
Auflaufen auf ein Hindernis als durch die Betätigung eines Schalters
in Störung fallen (wie viele Leute versuchen, die sich schließende
Tür gewaltsam wieder aufzuschieben). Und falls das nicht der Fall sein
sollte, kann ich dazu nur sagen, daß dann tatsächlich bei der
Konstruktion der Türen was falsch gelaufen ist (ok, bei den ICE ist
sowieso vieles falsch gelaufen).

Ich hätte aber vielleicht noch dazu sagen sollen, daß mir diese
Funktion seinerzeit sogar von einem Schaffner ganz bewußt gezeigt
wurde, als ich durch drängelnde Fahrgäste in den Türbereich
geschoben wurde.
Ulrich Onken
2006-01-23 20:26:10 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Maik Zumstrull
Post by Henning Schaefer
Ich habe ihm dann vorgeschlagen, doch ein Schild anzubringen oder die
Knöpfe ganz abzumontieren, wenn die ohnehin nicht nutzbar seien,
*grummel*
Wieso ist immer erst ein Schild nötig, am besten kombiniert mit einem
unter Starkstrom gesetzten großen Vorhängeschloss, damit die Leute
Sachen in Ruhe lassen?
Wenn ich einen großen, roten Knopf ohne Beschriftung sehe, ist mein
Impuls "Finger weg". Wieso bin ich damit in der Minderheit?
Hmm. Gestern nachmittag wollte ich durch eine Innentür in den
Speisewagen des "Goldenpass Classic" der MOB auf der Fahrt von
Rougemont nach Zweisimmen einsteigen. Es gab einen unbeschrifteten,
grün beleuchteten Knopf und einen Griff an der Tür. Ich habe ohne
viel Nachdenken den Griff genommen. Die Tür öffnete sich nach
anfänglichem Widerstand *sehr* plötzlich. Meine Finger gelangten
zwischen Tür und Türrahmen, und nun habe ich dort eine kleine
Abschürfung.

Also, beim nächsten Mal lasse ich bei der MOB die Finger weg von dem
Griff und sicher nicht von dem grünen Knopf ohne Beschriftung...

Ein kleiner Hinweis "Automatische Tür" (für den grünen Knopf der
MOB) bzw. "Bedienung nur durch das Zugpersonal" (für den roten Knopf
der DB) würde helfen, Missverständnisse zu vermeiden.

Grüsse
Uli
Andreas Krey
2006-01-24 08:49:33 UTC
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Post by Maik Zumstrull
Post by Henning Schaefer
Jeder, der öfters mal im ICE unterwegs ist, kennt ja sicherlich diese
Glasschiebetüren, die per Bewegungsmelder automatisch öffnen und
schließen. Und die meisten werden auch die kleinen roten Knöpfe neben
den Bewegungsmeldern kennen, mit denen man den Schließvorgang
unterdrücken kann (sehr hilfreich bei aufgrund von zu empfindlich
eingestellten Bewegungsmeldern ständig öffnender Türen während der
Fahrt).
Sehr lästig, wenn die Leute genau die Tür zwischen Raucher- und
Nichtraucherbereich solchermaßen außer Kraft setzen.
Das ist weitgehend witzlos. Die Rauchertrennung gehört dadurch
hergestellt, daß dort weniger Luft eingeblasen wird und der
Zug vom Nichtraucher zum Raucher geht. Und nicht wie im ICE1,
wo es umgekehrt war und die Brühe leise um die Tür rumgespült
wurde.

Andreas
--
np: 4'33
Henning Schaefer
2006-01-24 11:15:02 UTC
Permalink
Abgesehen davon spielt es wohl kaum eine Rolle, ob der Rauch durch eine
sich ständig öffnende und schließende Automatik-Tür oder eine offen
stehende Tür quillt... abgesehen davon ist ja auch zwischen dem
Raucher-Sitzbereich und dem Ausstiegs-/WC-bereich des Raucherwagens
noch einmal eine zusätzliche Tür vorhanden.
Andreas Krey
2006-01-24 13:19:12 UTC
Permalink
* Henning Schaefer (***@gmail.com)
...
Post by Henning Schaefer
stehende Tür quillt... abgesehen davon ist ja auch zwischen dem
Raucher-Sitzbereich und dem Ausstiegs-/WC-bereich des Raucherwagens
noch einmal eine zusätzliche Tür vorhanden.
Abgesehen davon, daß im ICE1&3 nur jeweils der Großraum vom
Rest durch Schiebetüren abgetrennt ist und der WC/Abteilbereich
keine weitere Türen zu den Ausstiegen hat, abgesehen davon ist
das Quoting etwas sparsam.

Andreas
--
np: 4'33
Falk Schade
2006-01-23 15:19:21 UTC
Permalink
"Henning Schaefer" <***@gmail.com> schrieb

Die Frage ist doch hättest Du die Tür auch wieder eingeschalten? Dies
wird nämlich gern vergessen.
Ansonsten sind die Knöpfe tatsächlich für den Notfall vorgesehen. Um
nämlich das Öffnen oder schließen der Türen im Brandfall zu verhindern
(je nachdem was gerade gebraucht wird)

Falk
--
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Henning Schaefer
2006-01-23 15:40:39 UTC
Permalink
Auf jeden Fall... über das "Vergessen" ärger ich mich nämlich auch
immer, ich seh dann die Zugbegleiter immer durch den Zug laufen und an
jeder Tür die Knöpfe wieder reindrücken... wobei das beim Thalys und
bei den I11-Wagen der SNCB/NMBS mit dem Schließvorgang der Türen
automatisch wieder aufgehoben wird (hier handelt es sich offenbar
wirklich um eine reine Ausstiegshilfe, man kann den Vorgang der
Außerkraftsetzung, einmal eingeleitet, hier nämlich nicht wieder
rückgängig machen).

Hm, wobei ich bezweifele, daß im Brandfall irgendjemand daran denkt,
diesen Knopf zu betätigen. Da würde ich das dann doch lieber mit der
Brandmeldeanlage (gibts sowas im ICE überhaupt?) koppeln...
Christian Blome
2006-01-23 16:04:29 UTC
Permalink
Post by Henning Schaefer
Hm, wobei ich bezweifele, daß im Brandfall irgendjemand daran denkt,
diesen Knopf zu betätigen. Da würde ich das dann doch lieber mit der
Brandmeldeanlage ... koppeln...
Wie denn? Wie soll eine Brandmeldeanlage erkennen, ob noch Personen in
einem Wagen sind, _nach_ deren Evakuierung der betroffene Wagen vom Rest
des Zuges durch die Tür getrennt werden soll?


Viele Grüße
Christian
--
M.A.U.T.:
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[Bernd Stelter bei "7 Tage - 7 Köpfe", RTL]
Martin Reicher
2006-01-25 17:25:08 UTC
Permalink
Post by Falk Schade
wird nämlich gern vergessen.
Ansonsten sind die Knöpfe tatsächlich für den Notfall vorgesehen. Um
nämlich das Öffnen oder schließen der Türen im Brandfall zu verhindern
(je nachdem was gerade gebraucht wird)
das öffnen verhindert dann eher ein mechanischer Riegel. Eine mit den
Nottastern abgeschaltete Türe lässt sich sehr leicht von Hand
verschieben.

Nichtsdestotrotz sind die Nottaster nicht für die Kundschaft gedacht.


Viele Grüße
Martin Reicher

Ulf Kutzner
2006-01-24 11:06:32 UTC
Permalink
Post by Henning Schaefer
eine Hinderniserkennung verfügen). Aber meine Genugtuung konnte ich
mir dann doch nicht verkneifen, als er später auf den Lokführer
einredete und dadurch kurz vor Aachen eine Zwangsbremsung provozierte
:)
Erinnert mich an einen Mainzer Linienbusfahrer, der verbotenerweise
Dudelfunk laufenhatte und sich darob auf einem unpassenden Linienweg
wiederfand...

Gruß, ULF
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