Hans Bonfigt
2011-07-03 12:10:54 UTC
Zusammenfassung:
1. Klappt grundsätzlich
2. Trouble ahead - expect problems
3. Extreme Flexiblität ist Voraussetzung
Ich will von Aying aus erst zu einem Kunden in Halle/Westfalen und
danach in die DDR nach Salzwedel. Am ersten Standort bin ich etwas
länger und muß zwischendurch von Halle aus nach Bielefeld und nach
Lage/Lippe. Vielleicht besuche ich auch noch eine Bekannte in Pader-
born. Also will ich am Zielort mobil sein und nehme mein Fahrrad mit.
Der nachfolgende Erlebnisbericht unterscheidet sich von meinen vorhe-
rigen: Während ich bislang mehrere Erlebnisse in einer Reise zusam-
mengefaßt habe, mußte ich diesmal einige Höhepunkte schlicht streichen,
weil der Bericht sonst zu lang geworden wäre.
Zudem habe ich mich um Sachlichkeit bemüht. Allerdings sind die Texte,
die ich in diesem Beitrag nur redigiere, zum Zeitpunkt des Geschehens
direkt von mir ins Telephon getippt worden, wenn ich also irgendwelche
Gemeinheiten nicht gelöscht habe, bitte ich um Entschuldigung.
München:
Es sieht schlecht für mich aus, als ich heute in München Ost den
IC2082 - oder 2028, bin Zahlenlegastheniker - besteige: Tatsächlich
alles sauber ausreserviert, manche Plätz gleich dreifach. Die DB
sollte doch nicht tatsächlich das Reservierungssystem auf die Kette
gekriegt haben ?
Naja, denke ich, nur fünf Minuten verspätet und funktionierende
Reservierung (na gut, die Vakuumfluoreszenzanzeigen waren zugweit
defekt, aber es steckten überall die guten alten Papierkärtchen),
also: Zwei in einem Zug gleichzeitig funktionierende Dinge sind
so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto, da wird in Augsburg mit
Sicherheit dann einer der Zubringerzüge patzen.
Auf die Zuverlässigkeit der Unzuverlässigkeit der transkontinentalen
GlobilityMoglistics zu bauen hat sich als für mich dauerhaft tragfä-
higer Baugrund erwiesen.
Ich hänge mein Rad also an einen bis Ausgsburg freien Platz und setze
mich hin.
Kurz darauf erklärt mir der Schaffner, daß der Zug in Augsburg plan-
mäßig eine halbe Stunde Verspätung hat, weil ein zweiter Zugteil ange-
hängt wird, der auch ein Fahrradabteil mitführt - ich solle mir aber
keine Hoffnungen machen, denn beide Abteile seien so gut wie immer aus-
gebucht.
Mit Hoffnung habe ich's nie so gehabt, aber mein Bauchgefühl sagt mir
sofort, "Dann hast Du keine Probleme mehr".
In Augsburg wird der zweite Zugteil angekuppelt und auch hinsichtlich
der Reservierung bewahrheitet sich die Vorhersage des Schaffners.
Dennoch hänge ich mit Vergnügen mein Rad auf einen Platz, der von
Augsburg nach HH reserviert ist.
Denn was war während der Rangierzeit am Bahnhof passieert ? Die Rad-
fahrer, allesamt korrekt mit Helm und ohne Licht und sehr schön sport-
lich 'fully suspended' waren bereits zwanzig Minuten vor der Planabfahrt
eingetroffen ("Fünf Minuten vor der Zeit ist des Deutschen Pünktlich-
keit") und fanden nur den halben Zug vor. Statt daß die getauften Hei-
den auf den Wagenstandsanzeiger gucken oder auch nur auf die Wagennum-
mer ihrer geliebten Reservierung, drängeln sie in ihrer gierigen Raffig-
keit in das erste Fahrradabteil. Ein-, zwei Einzelreisende sind irri-
tiert und ziehen den Wagenstandsanzeiger zurate. Aber die garstige
Gier glüht unter der Glatze, irgendetwas schreit in den Hundehirnen,
"DA, WO ALLE IDIOTEN HINGEHEN, DA MUSS AUCH ICH HIN".
Das gilt natürlich auch für die Reisenden ohne Rad. Hinein, hinein,
alles schön vollstopfen, am Ende kricht einer der Drängler einen Platz
und man selber nich !
Entsprechend herrscht im Fahrradabteil ein wüstes Chaos, denn jeder der
vollzählig angetreten Papageien beharrt auf "seinem" teuer erkauften
Platz, die Gruppen wiegeln sich gegenseitig auf und - nunja, argumen-
tative Stärke hat der liebe Gott den Pseudo-Sportlern nicht zuteilwer-
den lassen - schwupp, fliegen die Fäuste.
Der Schaffner kann nicht schlichten, denn keiner möchte am Zug entlang-
fahren, um ins andere Abteil zu gelangen - es sind ja bloß noch zehn
Minuten Zeit und ein ordentlicher Primat gibt nicht nach.
Eine der Gruppen ist deutlich kräftiger und wirft die andere aus dem
Abteil, Räder und Accessoires fliegen hinterher. Man sieht auch hier:
Der Helm schützt nicht.
Mittlerweile ist die Rennleitung eingetroffen, etwa zehn Primaten müs-
sen draußen bleiben.
Bei mir vorne ist alles ruhig, mit +10 fährt die Fuhre an, drei von
vielleicht 15 gebuchten Plätzen sind belegt. Die Wahrscheinlichkeit,
daß jemand mit seinem Superfully durch den Zug geistert, um seinen
gebuchten Platz zu belegen, ist dann doch eher gering, da sind die
Enkelgeschenkbomber-Omis mit ihren Trolleyburgen schon vor.
Mit Vergnügen registriere ich, daß sich die erste Klasse direkt im
Anschluß an das gähnend leere Fahrradabteil befindet, wo mir eine nette
Servicemitarbeiterin ein Mittagessen serviert (und noch einiges über
den Hergang der Prügelei erzählt).
In Würzburg dann das gleiche Theater nochmal, wieder sind die sportiven
Hohlköpfe mit zwei Fahrradabteilen hoffnungslos überfordert.
Immerhin stehen, als ich mein Rad in Kassel-Wilhelmshöhe aus dem Abteil
hole, nur noch etwa fünf reservierte Plätze leer.
Bisheriges Fazit für Angelique:
- Auch mit reserviertem Stellplatz darf man keineswegs sicher sein,
auch einen zu bekommen.
- Aufgrund der abgrundtiefen Grabbeligkeit und Blödheit des gemeinen
Pöbels kriegt man auch in vermeintlich ausweglosen Situationen bequem
einen Platz, sofern man nur Robert Frost beherzigt,
"Two roads diverged in a yellow wood and I
I took the one less travelled by
and all that made the difference."
Aber Vorsicht, die Betonung lag auf "*Bisheriges* Fazit".
In Halle klappt alles prima, und ein eigenes, passendes Fahrrad am Ein-
satzort ist schon ein Genuß. Das gilt vor allen Dingen dann, wenn man
noch andere Nahziele erreichen muß. Gesund ist es auch, es kamen fast
spielerisch 200 Kilometer zusammen.
Aber nun droht Dunkeldeutschland mit der Strecke
Halle (Westf) - Salzwedel.
HAFAS leitet mich via OS - HH-Harburg und Uelzen.
In Osnabrück erfahre ich von der kapitalen Verspätung des IC nach Har-
burg, der dortige Anschluss ist irreversibel futsch, Eine Reservierung
für heute wäre damit auch wieder einmal für'n Dutt gewesen.
Ich muß den sehr gepflegten Metronom nach Uelzen nehmen, aber auch der
ist so verspätet, daß ich mit mittlerweile +88 (wenn das 'mal kein Hin-
weis auf den in unmittelbarer nähe wohnenden Feind ist) auch den aller-
letzten Zug nach Salzwedel verpasse.
50 Km Landstraße von UEL nach SAW, und zu Bergen hat es der Zoni natür-
lich nicht gebracht. Wäre also machbar, aber es ist Freitag, und da
fahren die Glatzen sturzbesoffen zu ihren Kameradschaftsabenden oder
zum Fidschi- oder Zeckenklatschen. Als Radfahrer ist man automatisch
eine Zecke. Und selbst wenn 'mal kein Faschenpöbel unterwegs ist:
Die Gegend ist so trostlos und die Einwohner steigern sich derart in
Selbstmitleid hinein, da bleibt nur der Suff.
Aber ich treffe mich ja morgen mit einem Geschäftspartner (allein kann
man das ja auch nicht aushalten dort), und den bitte ich, einen Schlen-
ker über Uelzen zu machen.
Dieses liegt noch im Westen, sodaß ich mein Rad in einem sehr schönen
Häuschen festmachen kann - sogar der Tachometer ist noch dran, als ich
es am nächsten Tag abhole.
Nun will ich im von Friedrich Stowasser ganz ansprechend gestalteten
Bahnhof etwas essen, aber getreu dem Motto, "Der Abend kommt, Hartmut
Mehdorn geht" ist der ganze verdammte Bahnhof ab 21:30 dicht. Nicht
einmal ein Klo ist erreichbar, ich muß nolens volens in einen der Blu-
menkübel schiffen.
Also eine Stunde am Bahnhof warten, immer noch besser als drei Stunden
mit dem Rad durchs Feindgebiet. Das vergleichsweise kleine Hotel in
Salzwedel dagegen hat keine Probleme mit der späten Ankunft und kann
dem Kollegen sogar noch eine Suppe anbieten.
Für Mehdorns Bodenhansa dagegen scheint ein in den Abendstunden geöff-
neter Bahnhof stattdessen ein riesiges Problem zu sein.
Tags drauf wäre ich liebend gern gegen Mittag von Salzwedel mit dem
Nuttenexpreß nach Berlin und von da aus dann nach München gefahren,
aber ich muß ja zurück nach Uelzen, um mein Rad zu holen.
In Salzwedel hat es kräftig geregnet und die Zonenpisse in der Bahnhofs-
unterführung stark verdünnt, die Plörre steht zehn Zentimeter hoch.
Ich muß also über die Gleise klettern und frage mich, was die siebzig-
jährige Oma machen würde.
In Uelzen: ÜBERRASCHUNG:
Der Metronom wird bestreikt.
Der übernächste ME in gut einer Stunde soll jedoch fahren.
Das Volk hat den Bahnsteig komplett blockiert, es staut sich schon auf
der Treppe - aber man geht auf dem Bahnsteig nicht weiter, man möchte
ja schließlich in der Nähe der einzigen Tür des Zuges sein.
Ich gehe also auf den Gegenbahnsteig und muß schon wieder über die
Gleise klettern, diesmal mit schwerem Rucksack *und* Fahrrad. Aber es
klappt prima, vorne hauen sie sich die Köppe ein, der Waggon hinten ist
-- LEER.
Zehn Minuten kommt der angenehme, souveräne Schaffner, meckert das oben
in der 1. Klasse angeschlossene Rad an, beruhigt sich aber sofort, als
ich ihm erzähle, daß der johlende Mob den Bahnsteig gesperrt hatte.
Nebenbei erfahre ich, daß die meisten hackedicht sind, weil sie sich wg.
Alkoholverbots den Fusel jetzt in Cola oder Apfelsaft kippen. In der
Tat sind mir sowohl in Harburg als auch in Uelzen mehrfach Reisende auf-
gefallen, die sich einen Ochsenfrosch in die Cola gemixt haben.
Keine zehn Minuten später kommt der nette Schaffner zurück und meint,
"Klimaanlagen-Störung". Er hat die dienstliche Anweisung, den Wagen
abzuschließen und empfiehlt mir, schnell an die Spitze zu radeln und
das Fahrzeug auch wieder in der 1. Klasse anzuschließen. Das klappt
prima, es ist leer (Metronom kontrolliert nämlich Fahrscheine) und ich
unterhalte mich gut mit einer netten Frau.
In Lüneburg dann die Ansage, "Wir wurden jetzt zum MEr zurückgestuft
und halten ab sofort an jeder Miste. Wir werden unsere bereits
gepflegte Verspätung von 20 Minuten um weitere 20 ausbauen. Sagt
unsere Leitstelle. Meine Erfahrung sagt mir: Rechnen Sie mit 30".
So war es dann auch, den Plan, nach München zu fahren, habe ich längst
aufgegeben - meine ausgesprochen flexible und freundliche Lieblings-
hotelwirtin kann mir noch ein schönes Zimmer reservieren.
Hotel Hollmann, nebenher, in Halle/Westfalen. SEHR zu empfehlen.
Natürlich hat auch der IC von Harburg nach OS eine gepflegte Verspä-
tung, aber ich sehe trotzdem nur noch die Rücklichter.
Der nächste IC ist pünktlich, aber die Ansage macht mich stutzig:
"Fahrgäste mit Fahrrädern bitte zu Wagen 7" WTF ?
Tja, es kommt nur die halbe Garnitur an, ibs. fehlt der Steuerwagen mit
dem Fahrradabteil.
Natürlich ist die Fuhre proppevoll, pro forma fahre ich zu Wagen 7.
Der ist gerammelt voll mit Negern, es kommt ein übler Gestank heraus
und es paßt keine Stecknadel mehr hirein, geschweige denn ein Fahrgast
mit Rad. Immer wieder zur Erinnerung: WER RESERVIERT, VERLIERT.
Natürlich wollen aber außer mir andere Fahrgäste noch hinein, was frei-
lich nicht geht, aber die Abfahrt des IC "Sardinenbüchae" um 10 Minuten
retardiert.
Im nächsten IC habe ich Glück, komme aber freilich so an, daß ich nur
noch die Rücklichter der NWB Richtung Halle sehe. Aber was ist schon
ein Stündchen Wartezeit ?
In Halle aber komme ich dann so spät an, daß ich aufs Abendessen ver-
zichten muß.
Tags darauf fahre ich nochmal kurz beim Kunden vorbei, um eine "fach-
männische" Installation eines TK-Subbi zu entschärfen. Aber um 11:28
geht es vom Gerry-Weber - Stadion mit der NWB nochmal nach OS und von
da mit IC Richtung Nürnberg.
In OS ist dann Premiere:
*Zum ersten Mal auf dieser Odyssee* ist ein Zug der DB pünktlich - soll
nicht wieder vorkommen. Dummerweise hat die im Osten "ausgebildete"
Schaffnersche ausgerechnet im "Forrodabteil" ihre Zelte aufgeschlagen.
Verdammt, der Klassenfeind klebt mir ja wie Kacke am Hacken.
Die fragt mich, ob ich eine Reservierung habe, ich antworte nonchalant,
daß ich natürlich über eine "Fahrradkarte" verfügen würde - doch immer
dann, wenn er nicht soll, ist der Ossi mitunter recht scharfsinnig und
sie läßt mich nicht rein ohne *Reservierung*, denn "bis Köln ist alles
ausgebucht".
Natürlich wird die Welt untergehen, wenn ich das Rad mit Gummizügen an
der - freien - Seitenwand befestige - aber das gebe ich mir nicht,
mit dieser Tante zu verhandeln.
Hätte auch keinen Zweck, ich wüßte nicht wie. Denn unsere Zwangsbrüder
und -schwestern sind zum einen gekennzeichnet von einer peinlichen Un-
terwürfigkeit und zum anderen sind sie rotzfrech und geben keinen Milli-
meter nach. In jedem normalen Lebewesen würden diese Eigenschaften
als Antagonisten wirken, aber hier verschmelzen sie zu einer ganz spe-
ziellen Psyche: Der des Zoni. Für mich nicht einschätz-, durchchau-
oder beherrschbar. Der klassische Radfahrer eben, 'oben ducken, unten
treten', aber mit einem ganz merkwürdigen Determinismus, was "oben"
und was "unten" ist.
Bananen habe ich auch keine mit, frage mich aber, warum die nicht in
der DDR fahren und an der Grenze abgelöst werden.
Ich warte also auf den nächsten IC, daran bin ich ja unterdessen ge-
wohnt. Und auch in diesem IC steckt einer der Zubs im randvollen
Fahrradabteil. Aber den kann ich bequatschen. Doch erstmal heißt es
'reinkommen. Erwähnte ich bereits, daß der gemeine Sommerradler zu den
blödesten Lebewesen der Welt zählt, intellektuell auch noch den Kühen
unterlegen ?
Drei Räder sollen raus, aber die stolzen Besitzer kriegen das schwie-
rige Manöver nicht gebacken, die Räder durch eine Tür zu bekommen,
durch die man den feisten Kohl mitsamt Rolli durchschieben könnte,
vorausgesetzt, die Rampe hielte das Gewicht.
Nach fünf (!) Minuten sind sie endlich draußen und schwupp, geht die
Tür zu. Jetzt kann ich ENDLICH testen, was passiert, wenn man die
Gleisbettentriegelung zieht: NÄMLICH NIX. Schade, schade, schade.
Aber gottseidank ist der Zub helle und macht nochmal auf.
Als der Zug angefahren ist, beginnt tatsächlich wieder eine Diskus-
sion - der Zub hat sogar eine Liste dabei mit den Fahrradreservierungen.
Diese Sonderschulungen, von denen Falk berichtet hatte, müssen ja wie-
der heftigst gewesen sein.
Wir einigen uns darauf, daß er mir gleich den Zugchef ins Abteil holt,
der möge über meinen Verbleib entscheiden.
Im "Spiegel Online" gab es jetzt ein brillantes, richtungsweisendes
Interview mit einem Ökonomen zum Thema "Europa", "Ich vertraue auf die
grenzelose Dummheit der Bundesregierung". Ich wiederum vertraue auf die
grenzenlose Dummheit der Radfahrer, es hängen reichlich Schlammspringer-
schlurren in den Gestellen, die meisten mit angehängtem Helm - und,
wenig überraschend, *ALLE* in den falschen Halterungen, das stellt der
junge Zub mit wachsender Verwunderung fest.
Nunja, in Dortmund verläßt uns ein Radler, der auf einem Platz steht,
welcher einfach von Bremen bis Passau reserviert ist. Der ist dann ja
wohl definitiv frei, da gibt's keine zwei Meninungen, nichwahr, Herr
Schaffner - und mein Rad hängt schneller am Haken als ein Lämmchen mit
dem Schwanz wackeln kann. Dem Zub gefällt meine Logik nicht, murmelt
etwas von "Zugchef wird sauer sein" und ich verkneife mir die Bemer-
kung, "Besser er als ich" und sehe zu, daß ich Land gewinne.
*VÖLLIG UNERWARTET* sorgen die Radfahrer an JEDER Station für Bambule.
Die Verspätung wächst.
Und wächst: "Alle Mitarbeiter bitte Schaltschrankanzeige beachten".
Müssen die denn alles von mir abkupfern ?
Naja, um es kurz zu machen:
Den Anschluß an den IC nach M bekomme ich in N bequem und es gibt keine
nennenswerten Komplikationen.
Aber ich unterhalte mich mit einer Frau, die einmal den IC statt des
ICE genommen hat: "Nie wieder. Nebenan die schreienden Kinder und in
die andere Richtung die Radfahrer. Dann lassen die die Fenster auf und
passen ihre Lautstärke dem gestiegenen Geräuschpegel an - und beschal-
len so das Nachbarabteil.
Also, ich als Zub bekäme das Fahrradabteil schon leer. Unnötig zu
sagen, daß der fröhliche Kindersegen von einer überforderten Mutti zum
Aussteigen justament noch ins Radabteil geschickt wird, wo sie sofort
mit klettern anfangen. Die Zahlfälle kommen aus Magdeburg - Otto
von Guericke würde sich vor Scham im Grabe herumdrehen - und bleiben
hoffentlich nicht lange im schönen Bayern.
Abschließende Betrachtung:
Angelique, denke nicht einmal im Traum daran, mit Deinem Fahrrad auf
Bahnreise zu gehen. Schon gar nicht mit Reservierung. Es wäre nicht
gut für Dich,
Gruß Hans
1. Klappt grundsätzlich
2. Trouble ahead - expect problems
3. Extreme Flexiblität ist Voraussetzung
Ich will von Aying aus erst zu einem Kunden in Halle/Westfalen und
danach in die DDR nach Salzwedel. Am ersten Standort bin ich etwas
länger und muß zwischendurch von Halle aus nach Bielefeld und nach
Lage/Lippe. Vielleicht besuche ich auch noch eine Bekannte in Pader-
born. Also will ich am Zielort mobil sein und nehme mein Fahrrad mit.
Der nachfolgende Erlebnisbericht unterscheidet sich von meinen vorhe-
rigen: Während ich bislang mehrere Erlebnisse in einer Reise zusam-
mengefaßt habe, mußte ich diesmal einige Höhepunkte schlicht streichen,
weil der Bericht sonst zu lang geworden wäre.
Zudem habe ich mich um Sachlichkeit bemüht. Allerdings sind die Texte,
die ich in diesem Beitrag nur redigiere, zum Zeitpunkt des Geschehens
direkt von mir ins Telephon getippt worden, wenn ich also irgendwelche
Gemeinheiten nicht gelöscht habe, bitte ich um Entschuldigung.
München:
Es sieht schlecht für mich aus, als ich heute in München Ost den
IC2082 - oder 2028, bin Zahlenlegastheniker - besteige: Tatsächlich
alles sauber ausreserviert, manche Plätz gleich dreifach. Die DB
sollte doch nicht tatsächlich das Reservierungssystem auf die Kette
gekriegt haben ?
Naja, denke ich, nur fünf Minuten verspätet und funktionierende
Reservierung (na gut, die Vakuumfluoreszenzanzeigen waren zugweit
defekt, aber es steckten überall die guten alten Papierkärtchen),
also: Zwei in einem Zug gleichzeitig funktionierende Dinge sind
so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto, da wird in Augsburg mit
Sicherheit dann einer der Zubringerzüge patzen.
Auf die Zuverlässigkeit der Unzuverlässigkeit der transkontinentalen
GlobilityMoglistics zu bauen hat sich als für mich dauerhaft tragfä-
higer Baugrund erwiesen.
Ich hänge mein Rad also an einen bis Ausgsburg freien Platz und setze
mich hin.
Kurz darauf erklärt mir der Schaffner, daß der Zug in Augsburg plan-
mäßig eine halbe Stunde Verspätung hat, weil ein zweiter Zugteil ange-
hängt wird, der auch ein Fahrradabteil mitführt - ich solle mir aber
keine Hoffnungen machen, denn beide Abteile seien so gut wie immer aus-
gebucht.
Mit Hoffnung habe ich's nie so gehabt, aber mein Bauchgefühl sagt mir
sofort, "Dann hast Du keine Probleme mehr".
In Augsburg wird der zweite Zugteil angekuppelt und auch hinsichtlich
der Reservierung bewahrheitet sich die Vorhersage des Schaffners.
Dennoch hänge ich mit Vergnügen mein Rad auf einen Platz, der von
Augsburg nach HH reserviert ist.
Denn was war während der Rangierzeit am Bahnhof passieert ? Die Rad-
fahrer, allesamt korrekt mit Helm und ohne Licht und sehr schön sport-
lich 'fully suspended' waren bereits zwanzig Minuten vor der Planabfahrt
eingetroffen ("Fünf Minuten vor der Zeit ist des Deutschen Pünktlich-
keit") und fanden nur den halben Zug vor. Statt daß die getauften Hei-
den auf den Wagenstandsanzeiger gucken oder auch nur auf die Wagennum-
mer ihrer geliebten Reservierung, drängeln sie in ihrer gierigen Raffig-
keit in das erste Fahrradabteil. Ein-, zwei Einzelreisende sind irri-
tiert und ziehen den Wagenstandsanzeiger zurate. Aber die garstige
Gier glüht unter der Glatze, irgendetwas schreit in den Hundehirnen,
"DA, WO ALLE IDIOTEN HINGEHEN, DA MUSS AUCH ICH HIN".
Das gilt natürlich auch für die Reisenden ohne Rad. Hinein, hinein,
alles schön vollstopfen, am Ende kricht einer der Drängler einen Platz
und man selber nich !
Entsprechend herrscht im Fahrradabteil ein wüstes Chaos, denn jeder der
vollzählig angetreten Papageien beharrt auf "seinem" teuer erkauften
Platz, die Gruppen wiegeln sich gegenseitig auf und - nunja, argumen-
tative Stärke hat der liebe Gott den Pseudo-Sportlern nicht zuteilwer-
den lassen - schwupp, fliegen die Fäuste.
Der Schaffner kann nicht schlichten, denn keiner möchte am Zug entlang-
fahren, um ins andere Abteil zu gelangen - es sind ja bloß noch zehn
Minuten Zeit und ein ordentlicher Primat gibt nicht nach.
Eine der Gruppen ist deutlich kräftiger und wirft die andere aus dem
Abteil, Räder und Accessoires fliegen hinterher. Man sieht auch hier:
Der Helm schützt nicht.
Mittlerweile ist die Rennleitung eingetroffen, etwa zehn Primaten müs-
sen draußen bleiben.
Bei mir vorne ist alles ruhig, mit +10 fährt die Fuhre an, drei von
vielleicht 15 gebuchten Plätzen sind belegt. Die Wahrscheinlichkeit,
daß jemand mit seinem Superfully durch den Zug geistert, um seinen
gebuchten Platz zu belegen, ist dann doch eher gering, da sind die
Enkelgeschenkbomber-Omis mit ihren Trolleyburgen schon vor.
Mit Vergnügen registriere ich, daß sich die erste Klasse direkt im
Anschluß an das gähnend leere Fahrradabteil befindet, wo mir eine nette
Servicemitarbeiterin ein Mittagessen serviert (und noch einiges über
den Hergang der Prügelei erzählt).
In Würzburg dann das gleiche Theater nochmal, wieder sind die sportiven
Hohlköpfe mit zwei Fahrradabteilen hoffnungslos überfordert.
Immerhin stehen, als ich mein Rad in Kassel-Wilhelmshöhe aus dem Abteil
hole, nur noch etwa fünf reservierte Plätze leer.
Bisheriges Fazit für Angelique:
- Auch mit reserviertem Stellplatz darf man keineswegs sicher sein,
auch einen zu bekommen.
- Aufgrund der abgrundtiefen Grabbeligkeit und Blödheit des gemeinen
Pöbels kriegt man auch in vermeintlich ausweglosen Situationen bequem
einen Platz, sofern man nur Robert Frost beherzigt,
"Two roads diverged in a yellow wood and I
I took the one less travelled by
and all that made the difference."
Aber Vorsicht, die Betonung lag auf "*Bisheriges* Fazit".
In Halle klappt alles prima, und ein eigenes, passendes Fahrrad am Ein-
satzort ist schon ein Genuß. Das gilt vor allen Dingen dann, wenn man
noch andere Nahziele erreichen muß. Gesund ist es auch, es kamen fast
spielerisch 200 Kilometer zusammen.
Aber nun droht Dunkeldeutschland mit der Strecke
Halle (Westf) - Salzwedel.
HAFAS leitet mich via OS - HH-Harburg und Uelzen.
In Osnabrück erfahre ich von der kapitalen Verspätung des IC nach Har-
burg, der dortige Anschluss ist irreversibel futsch, Eine Reservierung
für heute wäre damit auch wieder einmal für'n Dutt gewesen.
Ich muß den sehr gepflegten Metronom nach Uelzen nehmen, aber auch der
ist so verspätet, daß ich mit mittlerweile +88 (wenn das 'mal kein Hin-
weis auf den in unmittelbarer nähe wohnenden Feind ist) auch den aller-
letzten Zug nach Salzwedel verpasse.
50 Km Landstraße von UEL nach SAW, und zu Bergen hat es der Zoni natür-
lich nicht gebracht. Wäre also machbar, aber es ist Freitag, und da
fahren die Glatzen sturzbesoffen zu ihren Kameradschaftsabenden oder
zum Fidschi- oder Zeckenklatschen. Als Radfahrer ist man automatisch
eine Zecke. Und selbst wenn 'mal kein Faschenpöbel unterwegs ist:
Die Gegend ist so trostlos und die Einwohner steigern sich derart in
Selbstmitleid hinein, da bleibt nur der Suff.
Aber ich treffe mich ja morgen mit einem Geschäftspartner (allein kann
man das ja auch nicht aushalten dort), und den bitte ich, einen Schlen-
ker über Uelzen zu machen.
Dieses liegt noch im Westen, sodaß ich mein Rad in einem sehr schönen
Häuschen festmachen kann - sogar der Tachometer ist noch dran, als ich
es am nächsten Tag abhole.
Nun will ich im von Friedrich Stowasser ganz ansprechend gestalteten
Bahnhof etwas essen, aber getreu dem Motto, "Der Abend kommt, Hartmut
Mehdorn geht" ist der ganze verdammte Bahnhof ab 21:30 dicht. Nicht
einmal ein Klo ist erreichbar, ich muß nolens volens in einen der Blu-
menkübel schiffen.
Also eine Stunde am Bahnhof warten, immer noch besser als drei Stunden
mit dem Rad durchs Feindgebiet. Das vergleichsweise kleine Hotel in
Salzwedel dagegen hat keine Probleme mit der späten Ankunft und kann
dem Kollegen sogar noch eine Suppe anbieten.
Für Mehdorns Bodenhansa dagegen scheint ein in den Abendstunden geöff-
neter Bahnhof stattdessen ein riesiges Problem zu sein.
Tags drauf wäre ich liebend gern gegen Mittag von Salzwedel mit dem
Nuttenexpreß nach Berlin und von da aus dann nach München gefahren,
aber ich muß ja zurück nach Uelzen, um mein Rad zu holen.
In Salzwedel hat es kräftig geregnet und die Zonenpisse in der Bahnhofs-
unterführung stark verdünnt, die Plörre steht zehn Zentimeter hoch.
Ich muß also über die Gleise klettern und frage mich, was die siebzig-
jährige Oma machen würde.
In Uelzen: ÜBERRASCHUNG:
Der Metronom wird bestreikt.
Der übernächste ME in gut einer Stunde soll jedoch fahren.
Das Volk hat den Bahnsteig komplett blockiert, es staut sich schon auf
der Treppe - aber man geht auf dem Bahnsteig nicht weiter, man möchte
ja schließlich in der Nähe der einzigen Tür des Zuges sein.
Ich gehe also auf den Gegenbahnsteig und muß schon wieder über die
Gleise klettern, diesmal mit schwerem Rucksack *und* Fahrrad. Aber es
klappt prima, vorne hauen sie sich die Köppe ein, der Waggon hinten ist
-- LEER.
Zehn Minuten kommt der angenehme, souveräne Schaffner, meckert das oben
in der 1. Klasse angeschlossene Rad an, beruhigt sich aber sofort, als
ich ihm erzähle, daß der johlende Mob den Bahnsteig gesperrt hatte.
Nebenbei erfahre ich, daß die meisten hackedicht sind, weil sie sich wg.
Alkoholverbots den Fusel jetzt in Cola oder Apfelsaft kippen. In der
Tat sind mir sowohl in Harburg als auch in Uelzen mehrfach Reisende auf-
gefallen, die sich einen Ochsenfrosch in die Cola gemixt haben.
Keine zehn Minuten später kommt der nette Schaffner zurück und meint,
"Klimaanlagen-Störung". Er hat die dienstliche Anweisung, den Wagen
abzuschließen und empfiehlt mir, schnell an die Spitze zu radeln und
das Fahrzeug auch wieder in der 1. Klasse anzuschließen. Das klappt
prima, es ist leer (Metronom kontrolliert nämlich Fahrscheine) und ich
unterhalte mich gut mit einer netten Frau.
In Lüneburg dann die Ansage, "Wir wurden jetzt zum MEr zurückgestuft
und halten ab sofort an jeder Miste. Wir werden unsere bereits
gepflegte Verspätung von 20 Minuten um weitere 20 ausbauen. Sagt
unsere Leitstelle. Meine Erfahrung sagt mir: Rechnen Sie mit 30".
So war es dann auch, den Plan, nach München zu fahren, habe ich längst
aufgegeben - meine ausgesprochen flexible und freundliche Lieblings-
hotelwirtin kann mir noch ein schönes Zimmer reservieren.
Hotel Hollmann, nebenher, in Halle/Westfalen. SEHR zu empfehlen.
Natürlich hat auch der IC von Harburg nach OS eine gepflegte Verspä-
tung, aber ich sehe trotzdem nur noch die Rücklichter.
Der nächste IC ist pünktlich, aber die Ansage macht mich stutzig:
"Fahrgäste mit Fahrrädern bitte zu Wagen 7" WTF ?
Tja, es kommt nur die halbe Garnitur an, ibs. fehlt der Steuerwagen mit
dem Fahrradabteil.
Natürlich ist die Fuhre proppevoll, pro forma fahre ich zu Wagen 7.
Der ist gerammelt voll mit Negern, es kommt ein übler Gestank heraus
und es paßt keine Stecknadel mehr hirein, geschweige denn ein Fahrgast
mit Rad. Immer wieder zur Erinnerung: WER RESERVIERT, VERLIERT.
Natürlich wollen aber außer mir andere Fahrgäste noch hinein, was frei-
lich nicht geht, aber die Abfahrt des IC "Sardinenbüchae" um 10 Minuten
retardiert.
Im nächsten IC habe ich Glück, komme aber freilich so an, daß ich nur
noch die Rücklichter der NWB Richtung Halle sehe. Aber was ist schon
ein Stündchen Wartezeit ?
In Halle aber komme ich dann so spät an, daß ich aufs Abendessen ver-
zichten muß.
Tags darauf fahre ich nochmal kurz beim Kunden vorbei, um eine "fach-
männische" Installation eines TK-Subbi zu entschärfen. Aber um 11:28
geht es vom Gerry-Weber - Stadion mit der NWB nochmal nach OS und von
da mit IC Richtung Nürnberg.
In OS ist dann Premiere:
*Zum ersten Mal auf dieser Odyssee* ist ein Zug der DB pünktlich - soll
nicht wieder vorkommen. Dummerweise hat die im Osten "ausgebildete"
Schaffnersche ausgerechnet im "Forrodabteil" ihre Zelte aufgeschlagen.
Verdammt, der Klassenfeind klebt mir ja wie Kacke am Hacken.
Die fragt mich, ob ich eine Reservierung habe, ich antworte nonchalant,
daß ich natürlich über eine "Fahrradkarte" verfügen würde - doch immer
dann, wenn er nicht soll, ist der Ossi mitunter recht scharfsinnig und
sie läßt mich nicht rein ohne *Reservierung*, denn "bis Köln ist alles
ausgebucht".
Natürlich wird die Welt untergehen, wenn ich das Rad mit Gummizügen an
der - freien - Seitenwand befestige - aber das gebe ich mir nicht,
mit dieser Tante zu verhandeln.
Hätte auch keinen Zweck, ich wüßte nicht wie. Denn unsere Zwangsbrüder
und -schwestern sind zum einen gekennzeichnet von einer peinlichen Un-
terwürfigkeit und zum anderen sind sie rotzfrech und geben keinen Milli-
meter nach. In jedem normalen Lebewesen würden diese Eigenschaften
als Antagonisten wirken, aber hier verschmelzen sie zu einer ganz spe-
ziellen Psyche: Der des Zoni. Für mich nicht einschätz-, durchchau-
oder beherrschbar. Der klassische Radfahrer eben, 'oben ducken, unten
treten', aber mit einem ganz merkwürdigen Determinismus, was "oben"
und was "unten" ist.
Bananen habe ich auch keine mit, frage mich aber, warum die nicht in
der DDR fahren und an der Grenze abgelöst werden.
Ich warte also auf den nächsten IC, daran bin ich ja unterdessen ge-
wohnt. Und auch in diesem IC steckt einer der Zubs im randvollen
Fahrradabteil. Aber den kann ich bequatschen. Doch erstmal heißt es
'reinkommen. Erwähnte ich bereits, daß der gemeine Sommerradler zu den
blödesten Lebewesen der Welt zählt, intellektuell auch noch den Kühen
unterlegen ?
Drei Räder sollen raus, aber die stolzen Besitzer kriegen das schwie-
rige Manöver nicht gebacken, die Räder durch eine Tür zu bekommen,
durch die man den feisten Kohl mitsamt Rolli durchschieben könnte,
vorausgesetzt, die Rampe hielte das Gewicht.
Nach fünf (!) Minuten sind sie endlich draußen und schwupp, geht die
Tür zu. Jetzt kann ich ENDLICH testen, was passiert, wenn man die
Gleisbettentriegelung zieht: NÄMLICH NIX. Schade, schade, schade.
Aber gottseidank ist der Zub helle und macht nochmal auf.
Als der Zug angefahren ist, beginnt tatsächlich wieder eine Diskus-
sion - der Zub hat sogar eine Liste dabei mit den Fahrradreservierungen.
Diese Sonderschulungen, von denen Falk berichtet hatte, müssen ja wie-
der heftigst gewesen sein.
Wir einigen uns darauf, daß er mir gleich den Zugchef ins Abteil holt,
der möge über meinen Verbleib entscheiden.
Im "Spiegel Online" gab es jetzt ein brillantes, richtungsweisendes
Interview mit einem Ökonomen zum Thema "Europa", "Ich vertraue auf die
grenzelose Dummheit der Bundesregierung". Ich wiederum vertraue auf die
grenzenlose Dummheit der Radfahrer, es hängen reichlich Schlammspringer-
schlurren in den Gestellen, die meisten mit angehängtem Helm - und,
wenig überraschend, *ALLE* in den falschen Halterungen, das stellt der
junge Zub mit wachsender Verwunderung fest.
Nunja, in Dortmund verläßt uns ein Radler, der auf einem Platz steht,
welcher einfach von Bremen bis Passau reserviert ist. Der ist dann ja
wohl definitiv frei, da gibt's keine zwei Meninungen, nichwahr, Herr
Schaffner - und mein Rad hängt schneller am Haken als ein Lämmchen mit
dem Schwanz wackeln kann. Dem Zub gefällt meine Logik nicht, murmelt
etwas von "Zugchef wird sauer sein" und ich verkneife mir die Bemer-
kung, "Besser er als ich" und sehe zu, daß ich Land gewinne.
*VÖLLIG UNERWARTET* sorgen die Radfahrer an JEDER Station für Bambule.
Die Verspätung wächst.
Und wächst: "Alle Mitarbeiter bitte Schaltschrankanzeige beachten".
Müssen die denn alles von mir abkupfern ?
Naja, um es kurz zu machen:
Den Anschluß an den IC nach M bekomme ich in N bequem und es gibt keine
nennenswerten Komplikationen.
Aber ich unterhalte mich mit einer Frau, die einmal den IC statt des
ICE genommen hat: "Nie wieder. Nebenan die schreienden Kinder und in
die andere Richtung die Radfahrer. Dann lassen die die Fenster auf und
passen ihre Lautstärke dem gestiegenen Geräuschpegel an - und beschal-
len so das Nachbarabteil.
Also, ich als Zub bekäme das Fahrradabteil schon leer. Unnötig zu
sagen, daß der fröhliche Kindersegen von einer überforderten Mutti zum
Aussteigen justament noch ins Radabteil geschickt wird, wo sie sofort
mit klettern anfangen. Die Zahlfälle kommen aus Magdeburg - Otto
von Guericke würde sich vor Scham im Grabe herumdrehen - und bleiben
hoffentlich nicht lange im schönen Bayern.
Abschließende Betrachtung:
Angelique, denke nicht einmal im Traum daran, mit Deinem Fahrrad auf
Bahnreise zu gehen. Schon gar nicht mit Reservierung. Es wäre nicht
gut für Dich,
Gruß Hans